Experteninterview: Herausforderungen des Onlineshoppings für die Logistik

Der Onlinehandel wächst seit Jahren rapide und die Coronasituation befeuert die Entwicklung sogar noch. Was das für die Logistik bedeutet erklärt Manuel Steil, Vertriebsmanager Transport- und Kontraktlogistik bei REICHHART, im aktuellen Themenheft der Logistikinitiative Die Wirtschaftsmacher: „Kein Onlineshopping ohne Logistik“.

Herr Steil, der Onlinehandel wächst rasant. Wie genau sehen die Herausforderungen im Bereich der Transportlogistik aus?

„Laut Statista lag der Umsatz im Bereich B2C-ECommerce im Jahr 2000 noch bei knapp über 1 Milliarde Euro und ist bis 2019 auf 59,2 Milliarden Euro angestiegen. Ein Wachstum von über 4.500 Prozent bringt natürlich viele und neue Herausforderungen mit sich – besonders für die Logistik. Zu Saisonspitzen wie an Weihnachten kämpfen Logistiker mit der Abwicklung enormer Warenmengen und setzen alles daran, die dafür benötigten Kapazitäten zu mobilisieren. Es gilt, Lösungen für infrastrukturelle Defizite zu erarbeiten, die eine hohe Planungskompetenz erfordern, um die optimale Kapazitätsauslastung zu gewährleisten.

Zudem müssen sich Logistiker immer wieder mit politischen Reglementierungen auseinandersetzen. Insgesamt haben sich die Anforderungen an die Logistik mit der rasanten Entwicklung des Online-Handels und den sich dadurch veränderten Erwartungen der Verbraucher*innen neu definiert. Es wird erwartet, dass der Versand kostenfrei ist, die Lieferung CO2-neutral und am besten noch am Tag der Bestellung erfolgt und Retouren schnell und unkompliziert abgewickelt werden. Der enorme logistische Umfang und Aufwand dahinter ist für den Großteil der Verbraucher*innen nicht sichtbar.“

Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Das gilt auch für den Wirtschaftsbereich Logistik. Welche Möglichkeiten zu einer CO2-neutralen und nachhaltigen Zustellung gibt es?

„Wenn man die Entwicklungen in den vergangenen Monaten betrachtet, mangelt es jedenfalls nicht an Ideen. Erst vor wenigen Wochen hatte Smart City Loop in Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler Four Parx sein Konzept zur Gestaltung eines City Hub mit unterirdischen, autonom fahrenden Transporten in Hamburg präsentiert. Ein absolut zukunftsfähiges, positives und vielversprechendes Modell.

Den grundsätzlichen Gedanken zur Konsolidierung des innerstädtischen Sendungsvolumens mit einer Art Transportversorgung mittels eines unterirdischen Tunnels gibt es aber bereits seit längerer Zeit. Weitere Ansätze sind beispielsweise Lastenräder, Cargobikes oder der Einsatz von geräuscharmen Elektrofahrzeugen für Nachtzustellungen. Oft mangelt es einfach an der Initialzündung oder an der Wirtschaftlichkeit. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Unternehmen mehr und mehr dazu bereit sind, Kooperationsprojekte zu starten, um die langfristige Wirtschaftlichkeit und Lieferfähigkeit sicherzustellen, anstatt nur auf die Kostenoptimierung in den nächsten 12 Monaten zu achten.“

Das Interview finden Sie auf Seite 14 des aktuellen Themenhefts „Kein Onlineshopping ohne Logistik“ der Wirtschaftsmacher.

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